Nachhaltige BeschaffungFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Nachhaltige Beschaffung von Substraten, Substratzuschlag und Torfersatzstoffen

Alles was in Böden eingebracht wird oder auf Pflanzen einwirkt, hat Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Es gilt daher, mit Boden- oder Pflanzenzuschlagstoffen sorgfältig umzugehen und dies entsprechend in Leistungsbeschreibungen zu formulieren. Auf Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen sollte hierbei besonders Wert gelegt werden.

- Text: Klaus Diehl, erschienen im "Themenheft II: Öffentliche Grünflächen & Forst" aus der Reihe Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf (2012) der FNR.


Alles was in Böden eingebracht wird oder auf Pflanzen einwirkt, hat besondere Auswirkungen auf die Umwelt und damit auch für uns Menschen. Aus diesem Grund hat die EU für die öffentliche Beschaffung von Gartenprodukten und -dienstleistungen umfassende Kriterien erarbeitet, die sich insbesondere auf die Schutzgüter Wasser, Boden und Lebensraum beziehen. Siehe: http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/criteria/gardening_de.pdf

Es gilt daher, mit Boden- oder Pflanzenzuschlagstoffen besonders sorgfältig umzugehen und dies entsprechend in Leistungsbeschreibungen zu formulieren. Auf Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen sollte hierbei besonders Wert gelegt werden

Torfersatzstoffe zum Schutz von Klima und Ressourcen, Bild: Ammentorp/fotolia.com

Substrate dienen Nutzpflanzen als Wurzelraum. Sie werden in Böden ein- oder aufgebracht oder in bodenunabhängigen Anwendungen genutzt. Substrate werden vorrangig in folgenden Bereichen eingesetzt:

  • Beet- und Pflanzflächen
  • Baumpflanzungen
  • Rasenanlagen
  • Parkplätze (Rasengitter, Rasenfugen, Schotterrasen)
  • Gründächer
  • Tiefgaragen- und Fassadenbegrünungen
  • Lärmschutzwände

Torf – ein wertvoller Rohstoff für unsere Umwelt

Torfmoose sind nur theoretisch nachwachsend, denn es dauert mit einem Schicht-Wachstum von etwa 1 mm pro Jahr rund 1.000 Jahre, bis 1 m Torf entstanden ist. Daher ist Torf zu den – fossilen – begrenzten Rohstoffen zu rechnen. Da inzwischen auch bei der Substratherstellung Aspekte wie die Nachhaltigkeit im Abbau bzw. bei der Erzeugung, geringe Transportwege und weitere Kriterien, wie beispielsweise die ökologische Bedeutung der Abbauflächen, zunehmend eine Rolle spielen, strebt man an, den Einsatz von Torf zu reduzieren oder völlig darauf zu verzichten. Dennoch werden bislang in Deutschland jährlich ca. 10 Mio. m3 Torf verbraucht. Die größten Mengen werden dabei im gartenbaulichen Bereich einschließlich des Hobbygartenbaus eingesetzt. 

 

Torfersatzstoffe und Substratkomponenten für Kultur- und  Vegetationssubstrate

Bei landschaftsbaulichen Vegetationssubstraten ist Torf vergleichsweise leicht zu ersetzen. Folgende Materialien auf Basis nachwachsender Rohstoffe sind als Torfersatzstoffe oder organische Substratkomponenten in Kultur- oder Vegetationssubstraten weitgehend etabliert:

Substratkompost

Nährstoff- und kalkhaltiger Kompost fällt kontinuierlich und in großen Mengen regional an, ist jedoch wegen der extrem hohen Salz- und Nährstoffgehalte für die Substratherstellung nicht geeignet. Hierfür kommt nur der salz- und nährstoffärmere Grüngutkompost bzw. Substratkompost infrage. Er wird aus einer Mischung von nährstoffarmen Materialien wie Gehölzschnitt und Laub mit nährstoffreichen Materialien wie Grasschnitt, Obst- und Gemüseresten gewonnen. Eine Alternative ist die Kompostierung von bestimmten Gärresten aus vorwiegend pflanzlichen Reststoffen. Rechtliche Grundlagen für die Herstellung von Kompost und die dafür verwendeten Ausgangsmaterialien sind die Düngemittelverordnung (DüMV 2012) und die Bioabfallverordnung (BioAbfV 2012). Sie schreiben Grenzwerte für die Schwermetallbelastung vor, weswegen Straßenbegleitgrün nicht genutzt werden sollte.

Wegen seiner vergleichsweise hohen Salz- und Nährstoffgehalte ist Kompost grundsätzlich nicht pur als Substrat zu verwenden und muss mit nährstoffärmeren Stoffen gemischt werden. Dafür kommen organische Materialien wie Holzfasern, Holzhäcksel, Kokosfasern und Rindenhumus oder mineralische Stoffe infrage. Als organischer Zuschlagstoff erhöht Substratkompost die Wasserkapazität und den pH-Wert, d.h., er vermindert die Luftkapazität und steigert das Pufferungsvermögen des Substrats. Er sorgt außerdem für eine sehr gute Rückbefeuchtung. Bei der Nachdüngung sind die hohen Phosphat- und Kaligehalte in komposthaltigen Substraten zu berücksichtigen. Wenn nötig, sollte stickstoffbetont nachgedüngt werden. Da Kompost relativ schwer ist, erhöht er das Volumengewicht von Substraten. Insgesamt können die Gehalte und Eigenschaften von Komposten eine erhebliche Schwankungsbreite aufweisen. Eine freiwillige Gütesicherung für Kompost (RAL-GZ 251) gewährleistet eine optimale Qualität für Substratkomposte. Aufgrund seiner Eigenschaften ist Substratkompost als bedeutsame nährstoffhaltige und -speichernde Substratkomponente, jedoch nicht als Torfersatzstoff zu betrachten. Kompostsubstrate erzielen bei der Begrünung von Lärmschutzwänden, Rasengittersteinen, Pflanztrögen, Pflanzflächen und bei der Dachbegrünung optimale Begrünungsergebnisse.

Rindenhumus

Rindenhumus verfügt als Substratkomponente über ein hohes Torfersatzpotenzial. Hervorzuheben sind die guten phytosanitären Eigenschaften. Je nach Herkunft kann Rindenhumus allerdings erhöhte Cadmiumgehalte aufweisen. Die RAL-Gütesicherung (RAL-GZ 250/1-2) durch die Gütegemeinschaft für Substrate für Pflanzen e.V. (GGS) gewährleistet neben der Qualität u. a. die Einhaltung der in der Düngemittelverordnung (DüMV) festgelegten Grenzwerte. Haben Substrate mit zwei Substratbestandteilen mindestens 50%, mit drei Bestandteilen mindestens 40% Rindenanteil, so werden sie als Rindenkultursubstrate bezeichnet. Gütekriterien für Rindenkultursubstrate sind unter dem Gütezeichen RAL-GZ 250/1-3 festgelegt.

Holzfasern

Die als Substratkomponente verwendeten Holzfasern stammen von unbehandelten Nadelhölzern aus der Industrie. Holzfasern verfügen über ein gutes Torfersatzpotenzial und kommen daher häufig in torffreien oder torfreduzierten Substratmischungen, meist in Verbindung mit Grüngutkompost, zum Einsatz. Unbehandelte Holzfasern haben ein weites C/N-Verhältnis, das durch den mikrobiellen Abbau zu einer Stickstoffimmobilisierung und infolgedessen zu Stickstoffmangel führen kann. Daher sollten Holzfasern entweder bei der Kompostbeimischung eine kurze Mitkompostierung durchlaufen oder entsprechend stabilisiert werden. Dabei wirkt die gezielte Zugabe von mineralischen oder organischen Zuschlägen der N-Immobilisierung entgegen, außerdem wird der pH-Wert eingestellt, die Benetzbarkeit verbessert und die mikrobielle Zersetzung reduziert. Als Substratausgangsstoff sollten gütegesicherte Holzfasern verwendet werden (RAL-GZ 250/5-1).

Holzhäcksel

Wie bei der Herstellung von Holzfasern liefert auch für die Produktion von Holzhäckseln die holzverarbeitende Industrie die Ausgangsstoffe. Es handelt sich dabei nicht um Altholzabfälle oder Holzhackschnitzel, sondern um unbehandeltes Nadel-Sägerestholz, das maschinell in Fraktionen von 2 bis 15mm zerhackt wird und ohne weitere Aufbereitung oder Kompostierung als Substratzuschlagstoff zum Einsatz kommt. Substrate können bis zu 30Vol.-% Holzhäcksel enthalten. Es empfiehlt sich eine Mischung mit Substratkompost oder eine werkseitige N-Zugabe, um einer möglichen N-Immobilisierung vorzubeugen. Holzhäcksel sind hinsichtlich Inhaltsstoffen und pH-Wert mit den Holzfasern vergleichbar. Sie bieten jedoch eine höhere Strukturstabilität, geringere Zersetzbarkeit und dadurch etwas geringeres N-Immobilisierungspotenzial, noch bessere Dräneigenschaften und sind preisgünstiger. Die grobe Struktur bewirkt eine hohe Luftkapazität und eine Auflockerung des Substrats. Sie haben darüber hinaus eine geringere Setzungsneigung. Nachteile gegenüber Holzfasern sind die geringere Wasserkapazität, die häufigere und geringere Wassergaben erfordert, sowie ein niedrigeres Nährstoff- und pH-Wert-Pufferungsvermögen. Wegen der relativ konstanten Eigenschaften von Holzhäckseln gibt es bisher keine Gütesicherung.

Kokosmaterialien

Als Abfallprodukte der Kokosverarbeitung sind im Handel Fasern, gröbere Schalen- und gemahlene Faserbestandteile (Coco-Husk-Chips bzw. Cocopeat) verfügbar. Kokosmaterialien bewirken Strukturstabilität im Substrat und steigern die Luftkapazität. Während die Wasserkapazität der Fasern gering bis mäßig ist, ist sie bei Cocopeat sehr hoch. Die Stickstoff-Immobilisierung ist im Vergleich zu anderen organischen Stoffen gering. Die in der Regel hohen Kaligehalte müssen bei der Düngung berücksichtigt werden. Das Volumengewicht ist sehr niedrig. Bei der Qualität ist die Herkunft zu berücksichtigen, da Kokosprodukte u.U. hohe Salzgehalte aufweisen können, wenn aus Kostengründen für die Fasergewinnung Meerwasser anstelle von Süßwasser eingesetzt wird. Insgesamt verfügen Kokosprodukte über ein hohes Torfersatzpotenzial.

Sonstige potenzielle Substratkomponenten

Als weitere potenzielle Substratkomponenten stehen beispielsweise Flachs- und Hanffasern und -schäben, Miscanthusstroh, Pflanzenkohle, Reisspelzen, Schafwolle, Stroh, Rückstände aus der Zellstoff- und Papierindustrie, Baumwollabfälle, Kakaoschalen etc. zur Diskussion bzw. haben verschiedentlich bereits ihre grundsätzliche Eignung in diversen Untersuchungen bewiesen. Am Markt haben die genannten Ausgangsstoffe bzw. Substrate mit diesen Komponenten bislang noch keine Bedeutung

 

Abfallprodukte aus der Sägewerksindustrie liefern Material für den GaLaBau. Bild: FNR/J. Zappner

 

Tipps für die Planung und Ausschreibung
  • Planung: Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Reduzierung möglicher Pflegekosten sollten Pflanzungen standortgerecht geplant werden.

  • Umweltvorteile: Durch die Verwendung torffreier Substrate mit Ersatzkomponenten auf Basis nachwachsender Rohstoffe werden ökologisch bedeutsame Biotopstandorte und CO2-Senken geschont. Zudem sind die Transportwege in der Regel geringer.


  • Torfersatzstoff: Einen universellen Torfersatzstoff gibt es bislang nicht. Torfersatz lässt sich jedoch für viele Kulturen und Anwendungen durch die intelligente Kombination geeigneter organischer Substratzuschlagstoffe erreichen. Als Torfersatzstoffe haben sich derzeit Rindenhumus, Holzfasern, Holzhäcksel und Kokosfasern etabliert.


  • Abfallprodukte: Bei den Zuschlagstoffen aus Holz handelt es sich um Abfallprodukte aus der Industrie, die meist preisgünstig angeboten werden.


  • Torfeinsparpotenzial: Das Torfeinsparpotenzial durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen in Substraten ist im Erwerbsgartenbau groß. Im Garten- und Landschaftsbau kann auf Torf weitgehend verzichtet werden.


  • Kompost ist nicht gleich Kompost: Kompost gilt nicht als Torfersatzstoff, sondern als nährstoffliefernde Substratkomponente. Hierfür eignet sich ausschließlich der nährstoffärmere Grüngut- bzw. Substratkompost.

 


Weitere Informationen zum Thema Nachhaltiger kommunaler GalaBau:

Themenheft II: Grünflächen und Forst aus der Publikationsreihe Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf

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