Papier wird aus Faserstoffen hergestellt, die heute vor allem aus dem Rohstoff Holz gewonnen werden. Auch bei der Produktion von Recyclingwaren aus Altpapier muss ein gewisser Anteil Frischfaser hinzugefügt werden. Doch die verfügbare Holz-Biomasse ist weltweit ein knappes Gut und wird mittelfirstig den Bedarf nicht decken können. Die Lösung bieten alternative Faserstoffe – Papierprodukte mit Anteilen von Gras, Stroh, Bambus, Trester aus der Fruchtverarbeitung, Baumwolle sowie zahlreiche andere Materialien.
Vorteile von alternativen Faserstoffen
Aktuell machen die sogenannten „sonstigen Faserstoffe“ einen Anteil von 0,4% der gesamten Papierherstellung in Deutschland aus. Das Potenzial ist groß, sie bestehen zumeist aus industriellen und landwirtschaftlichen Reststoffen, für die es keine Nutzungskonkurrenz gibt. Oftmals können bei der Fasergewinnung im Vergleich zur Herstellung von Zellstoff aus Holz erhebliche Mengen an Wasser, Energie und damit auch CO2 -Emissionen eingespart werden. Zum Teil ist eine Chlorbleiche nicht erforderlich. Hanf-Zellstoff z.B. ist so hell, dass keine Bleiche benötigt wird. Alternative Papiere können nach ihrer Nutzung ganz regulär dem Recycling-Zyklus zugeführt werden.
Markterkundung in Bildern: Anwendungen für innovative Papiersorten
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) stellt im Online-Bilderpool unter dem Schlagwort "Innovative Papiersorten" eine Auswahl an Papieren aus verschiedensten alternativen Faserstoffen vor. Die Anwendungen reichen von Geschäftsunterlagen über Broschüren und Flyer bis zu Verpackungsmaterial. Das Bildmaterial kann für Informationszwecke kostenfrei genutzt werden.
Zur Bildergalerie: https://bilderpool.fnr.de/index.php?/tags/8654-innovative_papiersorten
Hanfpapier
Die neue, alte Papiersorte: Hanf wurde über Jahrhunderte zur Papierherstellung genutzt. Bis 1883 bestanden zwischen 75 und 90 Prozent des weltweit produzierten Papiers aus Hanffasern. Die Gutenberg-Bibel aus dem Jahr 1455 z.B. ist auf Hanfpapier gedruckt – und bis heute erhalten. Durch den wieder erlaubten Anbau von Nutzhanf feiert Hanfpapier in jüngster Zeit eine Renaissance. Die langen Hanffasern verbessern den Altpapierkreislauf und können besonders oft recycelt werden.
Anwendungen & Verfügbarkeit
- eignet sich für alle individuellen Drucksachen - von Geschäftspapieren über Marketingmaterialien bis zu Verpackungen
- in allen Weißegraden und Veredelungen auf dem Markt verfügbar
- Produkte auf dem Markt: Druckerpapier, Briefbögen & Kuverts, Karten, Schreibblöcke, Notizbücher, Hefte, Ordner
- hohe Marktverfügbarkeit
Graspapier
Gras ist überall in großen Mengen regional verfügbar. Der Rohstoff stammt in Deutschland hauptsächlich von Weiden und ökologischen Ausgleichsflächen sowie aus der Böschungspflege von Straßen. Die Transportwege zur nächsten Papierfabrik sind meist kurz. Holzzellstoff (Frischfaser) hingegen hat einen durchschnittlichen Transportweg von etwa 4.000 Kilometern hinter sich, bevor er zum Endprodukt verarbeitet wird.
Graspapier lässt sich äußerst ressourcenschonend herstellen, gegenüber der Frischfasergewinnung aus Holz werden jeweils über 90% CO2 und Wasser eingespart. Das liegt daran, dass Grasfasern einfacher zu behandeln sind: Im Gegensatz zu Holz enthält Gras kaum Lignin. Das ist der natürliche Klebstoff, der die Zellulosefasern zusammenhält und dafür sorgt, dass die Fasern stabil sind. Dieses Lignin muss aus den Holzfasern gelöst werden, und das geht nur mit Wasser und Chemie. Das ist bei Gras nicht nötig.
Anwendungen & Verfügbarkeit
- eignet sich für alle Drucksachen - von Geschäftspapieren über Marketingmaterialien bis zu Verpackungen
- mechanischer Produktionsprozess
- meist keine Aufhellung, keine Veredelung, Naturfarbton beige-bräunlich mit Einschließungen
- Mischung aus Holz- und Grasfasern, Gütezeichen FSC Mix möglich
- geeignet für: Visitenkarten, Karten, Flyer, Verpackungen
- Produkte auf dem Markt: Druckerpapier, Briefbögen & Couverts, Karten, Schreibblöcke, Notizbücher, Hefte, Ordner, Geschenkpapier, Kartonagen und Verpackungen
- sehr hohe Marktverfügbarkeit
Apfelpapier & Papiere aus anderen Obstresten
Papiere aus den Pressrückständen der Obstverarbeitung sind eine relativ neue Variante. Anfang der 2000er Jahre wurde in Italien erstmals ein industrialisiertes Verfahren zur Herstellung von Apfelpapier entwickelt. Über 400.000 Tonnen Fruchtabfälle fallen EU-weit pro Jahr an. Die mussten bisher entsorgt werden, da der sogenannte „Trester“ – wie dieser Rückstand im Fachjargon heißt – wegen Pilzgefahr weder auf dem Feld ausgebracht werden darf noch als Tierfutter eingesetzt werden kann.
Um Papier aus Trester herzustellen, werden die zellulosehaltigen Obstreste getrocknet, zermahlen und anschließend zu Umweltpapier weiterverarbeitet. Dieses Papier ist genauso widerstandsfähig wie herkömmliches Recyclingpapier und lässt sich genauso gut bedrucken und weiterverarbeiten.
Anwendungen & Verfügbarkeit
- geeignet für kleinere Auflagen, besondere Printprodukte mit starker Symbolwirkung (ungebleicht, Naturpapier, geruchslos)
- in allen Weißegraden und Veredelungen auf dem Markt verfügbar
- Produkte auf dem Markt: Notizbücher, individualisierbare Bücher & Give-Aways
- noch relativ geringe Marktverfügbarkeit